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Alpeneinweisung

Alpeneinweisung 2023 des LVN in Bad Wörishofen – 3 begeisterte Neulinge berichten

Alpeneinweisung: Schon der Begriff ruft Bilder von majestätischen Gipfeln, Wolkentürmen und fliegerischen Herausforderungen hervor, die nur die Alpen bieten können. Als Mitglieder der FFG Braunschweig machten wir – Julian, Marek & Sebastian – uns diesen Sommer in zwei Aquilas (D-EZOM & D-EEAQ) auf nach Bad Wörishofen, und trafen dort auf 40 Gleichgesinnte aus Norddeutschland, begleitet vom Luftsportverband Niedersachsen (LVN). Julian war vor einem Jahr das erste Mal dabei und hellauf begeistert, wir beiden anderen komplett unerfahren in den Alpen. Generell liegen wir bei der Flugerfahrung im Fenster 200 – 300 Stunden.

Die Reise nach Bad Wörishofen: Wetterkapriolen

Für viele mag die An- und Abreise zum Hauptereignis eine logistische Randnotiz sein, doch für uns war sie mit eigenen Herausforderungen verbunden. Tiefliegende Wolken, sporadische Schauer und gelegentliche Gewitter bedeuteten, dass unsere Navigations- und Entscheidungsfähigkeiten ständig auf die Probe gestellt wurden. Mehr als einmal mussten wir Kurs und Flughöhe anpassen, um diesen Wettererscheinungen auszuweichen. Es war eine klare Erinnerung daran, dass beim Fliegen Planung und Flexibilität Hand-in-Hand gehen. Wir waren heilfroh mit 3 Piloten, 2 Flugzeugen und Air-to-Air Funk und damit mit 6 Paar Augen plus diverser Technik die wenigen Löcher im Wetter zu spotten. Umso schöner, als das Wetter südlich des Thüringer Waldes aufklarte, wir die Gunst der Stunde ergriffen, auf die schon unvermeidbar scheinende Landung in Schweinfurt verzichteten und stattdessen das Regenloch in Bad Wörishofen und ausreichend Spritreserve zum Durchmarsch zum Ziel nutzten.

Auch alle anderen Besatzungen schafften es im Laufe des Tages gut ans Ziel oder hatten den Flug wetterbedingt abgesagt – was wir bei den Bedingungen vollkommen verstehen konnten.

Hinflug: Harz links …

…Regen rechts, OVC darüber

Am Abend gab es einen tollen Empfang des LVN, und wir lernten Georg kennen, unseren erfahrenen Alpenflieger und Guide für die kommenden 3 Tage.

Tag 1: Grundlagen und Alpine Schönheit

Nach einem einführenden Briefing tasteten wir uns zum ersten Mal an die Alpen ran. Georg in der D-EZOM auf dem rechten Sitz mit Sebastian als PIC, Julian und Marek in der D-EEAQ hinterher. Das grundlegende Setup rotierten wir nach jeder Landung, so dass jeder von uns dreien vorne Georg als Co hatte und in der 2. Maschine jeder PIC und Co war.

Zunächst flogen wir über Sonthofen ins Tannheimer Tal und trainierten Basics – Fluglage, Orientierung, Kommunikation zur Route, Flughöhe und Abstimmung der Power Settings, um uns nicht aus den Augen zu verlieren … und die ersten Umkehrkurven. Es kostet schon ein wenig Überwindung, rechts gefühlt schon fast in den Hang zu fliegen, um dann mit 45% Querneigung und leichtem Sinken nach links auf Gegenkurs zu gehen, während der gegenüberliegende Hang immer näherkommt. Beindruckend, wie winzig eine Aquila vor solch einem Panorama ist.

Über dem Allgäu, Alpen voraus!

Wer spottet die D-EZOM?

Weiter ging es durchs Lechtal und über den Flexenpass, unseren 1. richtigen Pass! Obschon es das Hauptziel war, grundlegende Bergflugtechniken zu erlernen, ging es ebenso darum, die Pracht der Alpen zu erleben. Wir genossen tolle Blicke auf die Hänge und Gipfel über Lech, Zürs und St. Anton am Arlberg. Über Bludenz und Feldkirch ging es zur Landung nach Hohenems.

Rechtskurve nach Querung des Flexenpasses und Kurs auf Bludenz

Der 2. Flug war Hohenems ‚lokal‘, aber was für eine Runde! Zurück via Bludenz überflogen wir den Arlberg (Pass #2), und bogen alsbald nach rechts ins Paznauntal. An Ischgl vorbei stiegen wir immer höher in nun richtig alpines Gelände und querten die 6.682ft Bieler Höhe (Pass #3), bevor es durch das Montafon wieder Richtung Rhein und Hohenems ging. Dort testeten wir auch, wie weit eine Aquila ohne Motorleistung gleitet, wenn das Gelände gleichzeitig abfällt – Antwort: erstaunlich weit. Das ausgewählte Ziellandefeld hätten wir ohne S-Kurven und Slip weit überschossen, andere Felder waren in dem engen Tal eher rar. Also wieder Full Power und um eine weitere wichtige Erfahrung reicher.

Querab Ischgl. Je höher, desto alpiner

Anflug Bieler Höhe, Talschluss Paznauntal

Happy Aquilas und noch glücklichere Piloten in Hohenems

In Hohenems tankten wir und gönnten uns einen köstlichen Apfelstrudel, bevor uns der Rückflug nach Bad Wörishofen weitere Highlights bot. Nochmals über den Arlberg (schon fast ein guter Freund), stiegen wir danach über dem Fernpass (Pass #4) möglichst hoch und flogen an der Zugspitze vorbei, für einen Überflug waren die Wolken leider zu niedrig. Die Höhe reichte aber locker für einen Direct nach Bad Wörishofen über den Alpennordrand. Den Tag ließen wir nach Putzen und Verzurren der Maschinen mit den andren Crews ausklingen – jeder hatte tolle Flüge erlebt, ein Team hatte es sogar nach Venedig geschafft.

 

An der Zugspitze vorbei                                                     Mit ordentlich Überhöhung über dem Alpennordrand

Tag 2: Bella Venezia

Der aufregendste Tag! Vom Bericht der Venedigflieger vom Vortag angespornt und bei einer sich stetig verbessernden Wettervorhersage entschieden wir uns, den Flug nach Venedig zu versuchen. Wir waren früh in der Luft, aber zunächst ging es zum Sightseeing Richtung Neuschwanstein, bevor wir über Reutte und Fernpass (diesmal unterhalb der Gipfel) ins Inntal und zurück Richtung Arlberg flogen, um dann über Landeck dem Inn folgend nach Süden zu drehen. An Ladis/Fiss/Serfaus und Nauders vorbei (ihr merkt schon, ein Autor ist auch begeisterter Skifahrer) stiegen wir auf bis zum Reschenpass (Pass #5)… und waren in Italien! Hammer.

Schlagartig weitete sich das Tal, und die aufragenden Gipfel, gespickt mit Wölkchen, bildeten einen starken Kontrast zu den schimmernden Gewässern von Lago di Resia und Lago di Muta. Wir folgten dem Talverlauf vorbei an Meran und Bozen bis zu unserem Tankstopp in Trento (MoGas für die Aquilas, Espresso für uns). Die Landung vor der bergigen Kulisse war wunderschön und erforderte einiges an Planung und Präzision.

Neuschwanstein

Skigebiet Serfaus/Fiss/Ladis

Lago di Resia

     

Trento: Julian, Sebastian, Georg                                                                             Trento: Sebastian, Julian, Marek

Der Weiterflug nach Venedig war fliegerisch einfach. Die Poebene ist flach und die Herausforderung vor allem, nach Aufgabe des Flugplans mit Hilfe des sehr freundlichen italienischen ATC die tatsächliche Route um die dichten Verkehrslufträume herum abzustimmen. Der Anflug auf Venedig Lido von Süden über die Lagune mit perfektem Blick auf das historische Zentrum war das komplette Gegenteil zu den Alpen und erneut ein Traum.

Anflug auf Venedig Lido (eine kleine Graspiste in der Lagune, nicht der Flughafen im Bild)

Die Zeit reichte gerade für ein sehr leckeres Mittagessen am Platz, ein paar Fotos und Souvenirs, bevor angekündigte Gewitter über dem Allgäu am frühen Abend uns zur Rückkehr mahnten. Mit genügend Sprit entschieden wir uns für die schnellste Non-Stop-Route über den Brenner. Der Weg und der italienische Funk waren uns nun schon ein wenig vertrauter. Wir gaben brav unsere Positionsmeldungen ab und genossen ansonsten die herrlichen Blicke, besonders beeindruckend die schroffen Dolomiten nördlich Bozen. Am Brenner (Pass #6) verengte sich das Tal schlagartig, und es war wieder das Österreich-Feeling da. Vor Einflug ins Inntal koordinierten wir mit Innsbruck ATC die Querung der CTR, wurden mittig über den Platz gelotst, flogen am Nordrand des Tals gen Westen, wieder über den Fernpass und landeten nach 2,5h in Bad Wörishofen. Was für ein Tag.

Dolomiten rechts

Brenner voraus

Innsbruck im weiten Inntal

Tag 3: Tiefflug und Mittagessen in Leutkirch

Das Wetter hatte es die beiden ersten Tage mehr als gut mit uns gemeint und wurde am Tag 3 weniger vorhersagbar. Fliegen in größerer Höhe und weit in die Alpen hinein erschienen uns keine gute Option. Stattdessen gab es am Morgen interessante Vorträge. Danach entschieden wir uns für Arbeit an unserer Technik in niedriger Höhe am Alpennordrand. Wir folgten dem Gelände zwischen den etwas sanfteren Hügeln, übten Orientierung, Vollkreise ohne Höhenverlust, das Queren von Jochs im schrägen Anflug bei unterschiedlichen Windrichtungen, und achteten dabei besonders auf Stromleitungen, Seilbahnen, Gleitschirm- und Segelflieger.

Unser Zwischenstopp für das Mittagessen, Leutkirch, bot eine angenehme Erholung. Wir genossen die leckere lokale Küche und machten uns rechtzeitig vor den aufziehenden Gewittern auf

den kurzen Weg nach Bad Wörishofen zurück. Den Tag ließen wir mit einem gemeinsamen Abschiedsessen ausklingen.

Steiler Vollkreis über Walch- und Kochelsee

 

Fazit

Der Alpenflugkurs handelte nicht nur davon, Flugtechniken zu erlernen; es ging darum, uns mit guter Planung, genügend Flexibilität und erfahrenen Begleitern an die Herausforderungen des Alpenfluges heranzutasten. Das Fliegen in den Tälern unter VFR-Bedingungen erforderte vorausschauendes Handeln und stetige Wachsamkeit aufgrund beschränkter Sicht, der sich rasch ändernden Gelände-, Wind- und Wetterbedingungen, der im Vergleich zum Flachland reduzierten Motorleistung, sowie schwer zu sehender Hindernisse am Boden und in der Luft. Die Sicherheit steht an erster Stelle, es ist stets ein Kurs zu wählen der Rückzugsmöglichkeiten bietet, und Entscheidungen die Route zu ändern oder umzukehren müssen schnell getroffen und konsequent umgesetzt werden. Darüber hinaus ist die Schönheit der Natur geradezu berauschend, und man erlebt sich sehr intensiv als Crew und wächst auch mit anderen Crews zusammen.

Ein riesiges Dankeschön an Stefan vom LVN für die gesamte Organisation, sowie an Platz, Stadt und Kurverwaltung Bad Wörishofen für die Gastfreundschaft. Danke an Georg, unseren super erfahrenen und mega netten Guide für seine Freundschaft und Einblicke. CU soon!

Weiter möchten wir uns auch bei der FFG Braunschweig bedanken für die Sonderreservierung der 2 Aquilas für 5 Tage. Danke liebes technische Team für die Instandhaltung und Planung der Wartung, so dass wir beide Maschinen ‚fit‘ und mit genügend freien Stunden übernehmen konnten.

Für Piloten, die ihren Horizont erweitern möchten, können wir diese Erfahrung wärmstens empfehlen. Wir planen schon fürs kommende Jahr. Auf weitere Abenteuer und always happy landings!

 

Epilog

Auch der Rückflug nach Braunschweig war wetterbedingt ein Erlebnis. Nachdem uns die Wolken immer weiter runterdrückten, entschieden wir uns vor dem Thüringer Wald ‚on-top‘ zu gehen und zogen in FL85 an Wolkentürmen vorbei, die uns durchaus an die Tälerfliegerei erinnerten.

   

Flying home below                                                                        Flying home on-top

Karte Alpen Nord: Tag 1 gelb – grün – blau. Tag 2 rosa – flieder.

Karte Alpen Süd: Tag 2 rosa – flieder.

 

Karte Trento – Poebene: Tag 2 rosa (Rückweg auf beinahe identischem Track).

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Flug-Förderungsgemeinschaft e.V.

Die Flug-Förderungsgemeinschaft e.V. (kurz: FFG) ist ein gemeinnütziger Verein mit über 100 Piloten und vielen Förder-Mitgliedern am Forschungsflughafen Braunschweig. Das Ziel des Vereins ist die Förderung des Fliegens. Dieses Ziel wird insbesondere dadurch erreicht, Luftsport-Interessierte in unserer eigenen Flugschule zum Piloten auszubilden.

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